Ruth Pfau

Ärztin, Nonne, Friedens- und Powerfrau, Brückenbauerin zwischen Religionen - das und noch viel mehr war Ruth Pfau (†). 50 Jahre lang lebte und arbeitete sie in den gefährlichsten Gegenden der Welt.

Ihr kleiner Bruder erkrankte nach dem Krieg schwer und starb. Dies veranlasste sie dazu, Medizin zu studieren. Als Ärztin hatte sie den Wunsch in die Entwicklungsarbeit zu gehen. Das Schlüsselereignis dazu war ein Mittagessen mit Kollegen. Da ging es um vor allem um die Farbe des nächsten Autos. Die junge Ruth dachte, dass das doch nicht das Leben sein könnte. Wagen kaufen, Wagen verkaufen, einen größeren Wagen kaufen. Das Leben müsste doch noch mehr bereithalten.

Als Nonne wurde sie von ihrem Orden nach Indien geschickt, wo sie als Ärztin arbeitete. Doch es kam nicht dazu. Ein erzwungener Stopp auf der Hinreise, bracht die große Wende in Ruth Pfaus Leben. Sie sah in Karachi eine Lepra-Ambulanz - eine Bretterbude in einem Slum - und entschied, für diese Mitmenschen da zu sein. Die Bedingungen waren schrecklich. Es gab weder Elektrizität noch fließendes Wasser. Als sie monatlich 2.500 Patienten zu versorgen hatte, bekamen ihr Orden ein Gebäude mitten in der Stadt. Ihr Kampf gegen die Krankheit der Armen wurde später auf das ganze Land Pakistan ausgeweitet. Wichtig war ihr, dass nicht nur die Zentren Hilfe bekamen, sondern auch abgelegene Bergdörfer und Wüstensiedlungen. 1980 wurde Ruth Pfau zur nationalen Beraterin im Rang einer Staatssekretärin für das Lepra- und Tuberkulose-Kontrollprogramm Pakistans ernannt. Im gleichen Jahr reiste sie erstmals nach Afghanistan, um dort den Aufbau eines Gesundheitsdienstes zu unterstützen. Zu ihrem 25-jährigen Arbeitsjubiläum erhielt sie 1985 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und wurde 1988 zur Ehrenbürgerin Pakistans ernannt. Dank der Hoffnungsträgerin Ruth Pfau und ihrem Team konnte die Lepra in Pakistan im Jahr 1996 erstmals unter Kontrolle gebracht werden. Unermüdlich setzt sie sich dabei für Menschenrechte, Völkerverständigung und die Achtung aller Religionen ein. Ruth Pfau starb 2017 im Alter von 87 Jahren.